Kanada - das Land

Kanada – Traumland:  Unendliche Wälder, intakte Landschaften und eine vielfältige Tierwelt prägen  dieses gewaltige Land zwischen Pazifik und Atlantik. John Stucki, Besitzer der Lodge, hat für die Fachzeitschrift "Schweizer Jäger" diesen Artikel verfasst:
Der Sommer in den immensen Wäldern Kanadas ist restlos ausgefüllt mit Arbeiten im und ums Haus. Etwas Zeit bleibt dennoch, um dem aufsteigenden Lachs nachzustellen. Frühmorgens und abends, vor dem Eindunkeln, stellt sich der Erfolg ein. Der Atlantiklachs kehrt gegen Mitte Juli von seiner langen Reise im Nordatlantik zurück. Die Sportfischer stellen ihm am Miramichi ausschliesslich mit der Fliegenrute nach. Aber schon auf dem Weg in seine angestammten Laichgründe muss er tausend Hindernisse bewältigen. 
Auf dem Weg zum Fluss. Die Schnepfen lassen sich nach Regenfällen bei der Nahrungsaufnahme beobachten. Die grazilen Schnellflieger rasten auf ihrer Rückreise von der Arktis in unseren Wäldern. Bejagt werden dürfen sie nicht vor anfangs Oktober. Das Gleiche gilt für die Moorhenne, (engl. Grouse), welche stolz ihre Brut spazieren führt. An den Wegrändern lehrt sie die Jungen, zum Nahrungsausgleich und zwecks Zuführung von lebenswichtigen Mineralien, kleine Kieselsteinchen aufzupicken. Die Überlebens-chance der Jungvögel ist gering, die Feinde zahlreich und allgegenwärtig: Koyoten, Wildkatzen, Greifvögel und wildernde Haustiere. Viele der Jungen, flug-unerprobt, fallen dem Verkehr zum Opfer.

Den Weisswedelhirsch sehen wir im April in grossen Rudeln bei der Nahrungsaufnahme. Noch bevor die Tiere ihre Jungen setzen, lösen sich die eleganten Hirsche plötzlich in Luft auf. Das Territorium ist immens, die Verstecke dicht. Erst in den Sommermonaten führt die stolze Mutter ihre Jungen aus dem Dickicht. Jetzt eröffnet sich dem stillen Beobachter die Möglichkeit zum Anblick: Beim ersten Bade-ausflug gebärden sich die Jungen wie toll und führen im seichten Wasser wahre Freudensprünge aus.
Mehr und mehr macht der Elch in diesen Breitengraden dem Weisswedelhirsch das Terrain streitig. Dem Langbeiner begegnet man oft, speziell zu den Dämmerungszeiten und gerade auch längs der Strassen, wo die Elche sich während der warmen Sommer-nächte etwas Linderung vor ihren Peinigern, den Mücken, suchen.  Eine Elchjagd in New Brunswick ist zwar für ausländische Jäger nachvollziehbar, allerdings muss sich der Nimrod zuerst mittels Lotterieverfahren qualifizieren. 

Der Schwarzbär wird weit weniger streng bejagt als auch schon: Die Population zeigt deshalb eine starke Aufwärtstendenz. Eine Jagd mit Hunden, (wie in einigen Südstaaten der USA), ist in NB nicht erlaubt. Der Bär wird mit gezieltem Schuss aus dem Hochstand über der Kirre erlegt. 

Ein schöner Bonus für den europäischen Besucher sind ab Juli die weitflächig wachsenden Pfifferlinge (CH = Eierschwämme).  Sie spriessen so zahlreich, dass man sie gar nicht erst zu suchen braucht. Die Einheimischen (wohl aus Aberglaube) üben sich in totaler Abstinenz. Ab September kommen dann noch verschiedene Steinpilz-Arten auf den Menüplan. Dass man beim Sammeln immer wieder auf frische Tierspuren trifft ist nicht erstaunlich. Gerade der Allesfresser Bär tut sich gerne an den Pilzen gütlich, das Gleiche gilt für den Hirsch. Im Oktober ist Meister Petz dann ein nächtlicher Gast in unserem alten Obstgarten, wo er den Apfelbäumen den Garaus macht. Das ist dann auch die beste Jahreszeit, um zum Anblick, resp. zum Abschuss zu kommen.

Für die Flugjagd auf Schnepfen und Moorhühner verlässt man sich mit Vorteil auf die Dienste eines abgerichteten Vorstehhundes, Setters oder Pointers. Einige Einheimische bejagen den Waschbären nächtlicherweise mit Lauf- und Stöberhunden. In der warmen Jahreszeit bilden die vielen Wasser-läufe Tummelplatz für die übrige Tierwelt: Fischotter, Biber, Wasserratte, Enten, Reiher, Haubentaucher, Eisvogel und viele andere mehr. Der nordamerikanische Weisskopfadler macht seine majestätische Aufwartung entlang der Hauptflussläufe vor allem dann, wenn er aus luftiger Höhe das Ziehen derr Lachse beobachten kann.

Hege und Pflege

Als europäischer Jäger stellt man Vergleiche an. In Kanada beginnt die Wildnis praktisch vor der Haustüre. Die Wälder sind von so unvorstellbarer Weite, dass an eine Waldpflege und das Hegen des Wildes im europäischen Sinn nicht gedacht werden kann. Dass Fallholz bleibt liegen und vermodert über die Jahre, so es nicht vorher einem Waldbrand zum Opfer fällt. Diese Naturbelassenheit ist der Artenvielfalt förderlich. Wenn z.B. in der Schweiz das Verschwinden von Hecken und Gebüsch beklagt wird, so bildet die Natur in den kanadischen Wäldern unzählige natürliche Verstecke und Schlüpfe. Wir Europäer dürfen uns an unseren wohlmanikürierten Wäldern und Wiesen freuen - im Land des Ahornblattes wird mittels Kahlschlag hektarenweise abgeholzt, ein selektives Schlagen lohnt nicht.  New Brunswick gehört neben Nova Scotia und Prince Edward Island zu den kleinsten kanadischen Provinzen. Angeschmiegt an die Atlantikküste, bietet sie knapp 800 000 Menschen Arbeits- und Lebensraum, auf einer Fläche von 73 440 km2. (Im Vergleich dazu die Schweiz, mit über siebeninhalb Mio. Menschen auf einer Fläche von bloss 42 000 km2 ...).

Wie drückt es doch der nicht-urbane Kanadier gerne aus: "If you see the smoke from the neighbour's chimney, it's time to move" oder auf deutsch: "Wenn Du den Rauch aus des Nachbarn Kamin siehst, ist es Zeit weiter zu ziehen".  

Jagdmöglichkeiten im Osten Kanadas

Wer sich schon mit dem Gedanken befasst hat, einmal in Kanada zu jagen, findet in den östlichen (Atlantik-)Regionen des Landes durchaus erschwingliche Möglichkeiten. Der von zu Hause mitgebrachte Jagdschein dient als Legitimation zum Bezug der Jagdlizenz. Die folgenden Informationen beziehen sich auf die Provinz New Brunswick. Anbei einige Tipps und Hinweise.

Der Elch

Der interessierte ausländische Jäger kann sich nur mittels Auslosung (Lotterie) für einen Elch-Abschuss qualifizieren. Die Anmeldung kostet ca. 30 Euro und erfolgt auf der offiziellen Webseite des New Brunswick Departement of Fish and Wildlife (siehe Link). Die Preise sind, verglichen mit Ost-Europa, sehr erschwinglich. Beim Abschuss werden dem Jäger hinsichtlich Grösse und Geschlecht keine Riegel geschoben. Die Elchjagd findet innerhalb einer Woche - Ende September - statt. Die Chancen für einen erfolgreichen Abschuss sind hochprozentig - ein grosses Jagdabenteuer, (der brünftige Elch folgt dem Lockruf des Jägers !), ist es alleweil.

Der Schwarzbär

Meister Petz wird zweimal im Jahr bejagt, im Frühjahr und Herbst. Die Kirre wird während Wochen, vorgängig an die eigentliche Jagd, vom Guide ausgelegt. Es handelt sich um eine Ansitzjagd.

Der Weisswedelhirsch

Der Weisswedelhirsch wird in New Brunswick während der Dauer von vier Wochen, ab Ende Oktober bis ca. 20. November, bejagt. Es werden nur Hirsche, (männliche Tiere) zum Abschuss freigegeben. Der Hirsch trägt einen stattlichen, im Gegensatz zum europäischen Rothirsch eher nach vorne neigenden, Kopfschmuck. Acht- und Zehnender bedeuten Mittelmass, ab 14 Enden spricht man von einer grossen Trophäe. New Brunswick steht bezüglich seiner Bestände an Weisswedelhirschen gewiss nicht an der Tabellenspitze. Die Provinz redet aber dann ein gewichtiges Wort mit, wenn es um die Vergabe der stärksten Trophäen geht.



Koyoten, Wildkatzen, Luchs, Fuchs und anderes Haarwild ...

... sind wohl eher für die Fallen des Trappers bestimmt. Man macht es sich jedoch als Jäger zur Pflicht, anlaufende Koyoten zu beschiessen, weil diese, speziell im Winter, an den Hirschbeständen schweren Raubbau treiben. 

Wildkaninchen

Diese bilden in der Nahrungskette ein wichtiges Glied. Mit einem gut abgerichteten Hund darf sich der Jäger durchaus auf eine aktive und interessante Jagd freuen, zumal die Hasen in guten Jahren sehr zahlreich sind.

Wingshooting: die Flugjagd

Bereits im August erspäht man am frühen Morgen und bei Einbruch der Dunkelheit an den Wegrändern kleine dunkle Schatten: Die ersten Flüge von Waldschnepfen sind, mit Absender kanadische Tundra, angekommen. Sie verbergen sich bis im Oktober in unseren Wäldern. Die hohe Zeit der Flugwildjagd ist angebrochen. Jetzt sind auch die Moorhühner (englisch: grouse, partridge) freigegeben. Sie sind im Gegensatz zu den Waldschnepfen wetterfest und gebietstreu.

Im Oktober, wenn Ahorn, Birke, Pappel, Buche, Esche und Eiche zum gegenseitigen Wettkampf ums schönste Farbenkleid antreten, beginnt das spektakuläre Schauspiel des Indian Summer, Hochzeit für den Lachs, Erntezeit für den Jäger. Weil sich kaum ein europäischer Jäger «nur» für die Jagd mit Flinte und Schrot übers grosse Wasser locken lässt, zum Schluss noch ein ganz pfiffiger Tipp:

Cast and blast (Fliegenfischen und Flugjagd)

Auch die (Fliegen)Fischerei auf den starken Atlantiklachs nähert sich im Oktober seinem Höhepunkt. Jetzt befinden sich die ganz grossen Lachse im Fluss und lassen sich mit bunten Fliegenmustern verführen. Das Naturschauspiel des Indian Summer erleben, dabei die leichte Schrotflinte und die Fliegenrute im Gepäck mitführen und sich einen durchaus erschwinglichen Traum erfüllen: Eine Reise an die herbstlichverfärbte Ostküste Kanadas, um daselbst einen der legendären Atlantiklachse zu bändigen und anschliessend, in bester Gesellschaft und tadellos betreut, ein paar Tage im Busch auf Waldschnepfe und Moorhuhn zu jagen, cast and blast, eben.